Bill Gates und Steve Jobs! Dies sind zwei Männer die verschiedener nicht sein konnten. Während der eine ein Perfektionist, Kontroll-Freak und Künstler ist, zeigt sich der andere als ein besonnener, pragmatischer Techniker. Beide hatten dasselbe Ziel: Sie wollten die Technik revolutionieren. Doch gemocht haben sie sich nie.
Die autorisierte Biografie des Apple Gründers Steve Jobs ((† 56) zeigt die Fehde der beiden IT-Größen auf.
Wirtschaft ist Krieg – die Konkurrenz ist ein Feind …
… und diese muss vernichtet werden. Manager müssen zielstrebig und rücksichtslos sein. Für Sentimentalitäten ist kein Platz. Doch manchmal lüftet sich der Vorhand etwas und ermöglicht einen Blick in das Innerste. Dann werden kleine, aber schon fast poetische Momente freigelegt, wie der vom 30. Mai 2007 im kalifornischen Carlsbad.
Auf einer Bühne saßen die beiden da: Bill Gates, Gründer von Microsoft und Steve Jobs der Gründer von Apple. Beide Firmen zeichnen sich durch einen jahrzehntelangen Konkurrenzkampf aus – doch letztendlich sind es zwei Personen, die diesen personalisieren, wie kaum zwei andere Männer der Geschichte. Es war schon eine kleine Sensation, dass die beiden sich überhaupt gemeinsam für die Konferenz „All Things Digital“ des „Wall Street Journals“ auf ein Podium setzten.
Dann kam der besagte kleine Moment, nach rund 45-minütiger Diskussion. Nachdem über Auseinandersetzungen und Herausforderungen gesprochen wurde, über die Vorzüge der eigenen Firma und die Fehler des anderen, ging es um das Verhältnis zueinander. Steve Jobs fasste seine Beziehung zu Bill Gates mit einem schönen Satz aus dem Beatle-Song „Two of us“ zusammen: „You and I have memories longer than the Road that Stretches out ahead.“
Im Publikum wurde mit einem freundlichen Raunen reagiert und Bill Gates zeigte ein verstörtes Lächeln, die Moderatoren waren sprachlos und für einen Moment hatte es den Anschein, als wenn die Welt von Apple und Microsoft perfekt sei. Doch im endlosen Kampf der Giganten zählte vor allem eines: Der Apple-Chef kam aus der Diskussion sympathischer und menschlicher heraus als Gates, der doch bei gleichen Fragen eher staubtrocken über Veränderungen und Revolutionen sprach.
Es gibt keine zwei Menschen bislang, die das Informationszeitalter so bestimmt haben wie Steve Jobs und Bill Gates. Beide programmierten Software, mit der heute noch gearbeitet wird. Sie machten Computer ansehnlich. Einer hat mit seinen Office-Programmen einen weltweiten Standard geschaffen. Heute noch entscheiden sich Unternehmen, Privatpersonen, Schüler und Studenten für das Microsoft Office 365 kaufen. Der andere treibt dafür die Industrie mit innovativen Handys und Tablet-Computern vor sich her.
Der Hippie und der Streber
In ihrem Aufstieg und ihrem Charakter waren Jobs Gates sehr ähnlich und umgekehrt, selbst wenn die Öffentlichkeit ganz andere Bilder vor Augen hat(te):
Jobs, der vor Ideen sprießende Erfinder, der Hippie, der stets einen Rollkragenpullover trägt, wenn alle anderen mit Krawatte auftreten.
Gates, der humorlose Streber in seinen altmodischen Sakkos, der allerdings ein genialer Verkäufer ist, dem aber Fantasie und Esprit fehlen.
Doch in Wirklichkeit versteckte sich hinter der Hippie-Fassade ein herrischer Choleriker – und hinter der Edelstahlbrille ein brillanter Programmierer. Weder Jobs noch Gates machten in ihrem Streben nach Erfolg Gefangene. Allerdings verstand Jobs es sehr gut sich als cooler Visionär zu verkaufen, während Gates sich zum Inbegriff des skrupellosen Kapitalisten entwickelte.
Der Dieb & der Bestohlene
Jobs machte den Fehler seines Lebens und dieser war der Grund für die lange Feindschaft mit Gates: Er lizenzierte Teile des Macintosh-Betriebssystems an Microsoft. Daraus machte Gates Windows 2.0, das dem Mac-Betriebssystem sehr ähnlich war. Die Kopie rechtfertigte er, wie zitiert im Film, dass er ja nur von Xerox gestohlen habe, genauso wie Jobs. Von Apple wurde dies nicht so einfach hingenommen und verklagte Microsoft auf Millionen. Dann bemerkte auch Xerox, dass man einen Fehler begangen hat mit der leichtfertigen Weitergabe der Entwicklung und verklagte Apple. Alle Klagen blieben erfolglos.
Steve Jobs wusste, dass Gates mit der Idee Geld machte – mehr als er und sicherlich war es das, was ihn noch mehr wurmte. Immer wieder kam es zu neuen Sticheleien von Jobs, wie 1994 in einem „Rolling-Stone“-Interview: „Bill Gates wird, reicht mit einer Idee, die wir hatten. Aber mein Ziel ist es ohnehin nicht, die reichste Leiche auf dem Friedhof zu sein.“ Auch 1997 gab es einen Kommentar von Jobs: „Er ist ziemlich engstirnig. Sein Horizont wäre vielleicht etwas weiter, wenn er einmal LSD genommen hätte oder in einen Ashram gegangen wäre.“
Es muss wirklich erniedrigend für Jobs gewesen sein, als er später bei Bill Gates anklopfen musste, um von seinem Erzfeind gerettet zu werden. Beide hatten sich eine Gefolgschaft aufgebaut, die in ihrer Leidenschaft und gegenseitigen Abneigung an jene von den Beatles und Rolling Stones erinnerte. Als Apple 1997 eine Allianz mit Microsoft verkündete, bracht für viele eine Welt zusammen. So gab es laute Buhrufe, als das Gesicht von Bill Gates bei der Macworld Expo auf dem Videobildschirm erschien.